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Compliance-Risiken beim Crowdfunding: Eine wachsende Bedrohung in der digitalen Finanzwelt

Crowdfunding ist ein wachsendes digitales Finanzierungsinstrument, das Compliance-Risiken wie Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Betrug birgt. Der Artikel "Compliance Risks for Crowdfunding: A Neglected Aspect of Money Laundering, Terrorist Financing, and Fraud" von Fabian Teichmann, Sonia Ruxandra Boticiu und Bruno S. Sergi untersucht die erheblichen Risiken im Zusammenhang mit Crowdfunding-Plattformen (CFP). Der Artikel untersucht die neuen EU-Verordnungen, die Mindeststandards für die Regulierung sicherstellen und die Teilnehmer schützen sollen. Der Artikel unterstreicht die Bedeutung robuster Systeme zur Bekämpfung der Geldwäsche, gründlicher Sorgfaltspflichten gegenüber den Kunden und des Bewusstseins, um diese Risiken wirksam zu mindern.

Crowdfunding entstand als Lösung für die geringere Bereitschaft der Banken, nach der Finanzkrise 2008 Geld zu leihen, um den Kapitalbedarf von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Start-ups zu decken. Es erfordert die Einwerbung von Geldern bei mehreren Einzelpersonen, häufig über internetbasierte Plattformen. Das rasche Wachstum dieser Finanzierungsmethode hat jedoch die Entwicklung ordnungsgemässer Sorgfaltspflichten und Garantien zur Betrugsbekämpfung überholt, so dass sie ein neues Betätigungsfeld für illegale Aktivitäten darstellt.

In dem Artikel werden 7 verschiedene Arten von Crowdfunding beschrieben:

  • Peer-to-Peer-Kreditvergabe: Darlehen von einer Gruppe von Anlegern mit der Erwartung einer Rückzahlung mit Zinsen.
  • Eigenkapital-Crowdfunding: Die Investoren erhalten einen Anteil am Eigentum oder am Gewinn.
  • Spendenbasiert: Die Spender spenden, ohne eine finanzielle Gegenleistung zu erwarten.
  • Belohnungsbasiert: Die Spender erhalten nicht-finanzielle Belohnungen.
  • Gewinnbeteiligung/Ertragsbeteiligung: Unternehmen teilen künftige Gewinne oder Einnahmen im Gegenzug für laufende Finanzierungen.
  • Schuldverschreibungen: Anlage in Schuldverschreibungen mit der Erwartung einer Zinsrückzahlung.
  • Hybride Modelle: Kombination von Elementen aus mehreren Typen.

Warum besteht beim Crowdfunding ein Compliance-Risiko und hat es etwas mit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu tun?

Der Grund dafür ist, dass Crowdfunding-Plattformen aufgrund des Fehlens strenger Systeme zur Bekämpfung der Geldwäsche (AML) und der Sorgfaltspflicht gegenüber Kunden (CDD) für Kriminelle ideal sind. Das Fehlen einer angemessenen Regulierung führt dazu, dass diese Plattformen zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung missbraucht werden. So können Betrüger beispielsweise eine gefälschte Kampagne erstellen, um entweder illegal erworbenes Geld zu waschen oder Terroristen können die anonymen Spenden zur Finanzierung ihrer Aktivitäten nutzen. In dem Artikel werden viele Arten von Betrug beschrieben:

  • Betrug bei Kampagnen: Irreführung der Investoren über die Art oder das Ergebnis des Projekts.
  • Anlegerbetrug: Investoren, die ihre Spenden stornieren, um ein Projekt zu sabotieren.
  • Equity-Crowdfunding-Betrug: Das Versprechen von Anteilen an einem nicht existierenden Unternehmen.
  • Plattform-Betrug: Betrügerische Plattformen, die um Spenden werben.
  • Missbrauch von Geldern: Abzweigung von Spendengeldern zur persönlichen Bereicherung.

Die Crowdfunding-Verordnung der Europäischen Union und die Minderung von Compliance-Risiken

Die EU hat die Verordnung über europäische Crowdfunding-Dienstleister für Unternehmen (ECSPR) eingeführt, um die Regeln in den Mitgliedsstaaten zu vereinheitlichen und den Anlegerschutz zu verbessern. Zu den wichtigsten Bestimmungen gehören:

  • Sorgfältige Prüfung: Die Plattformen müssen die Projekte und ihre Eigentümer gründlich überprüfen.
  • Kreditrisikobewertung: Obligatorische Risikobewertungen für Projekte.
  • Vorvertragliche Bedenkzeit: Eine viertägige Frist, innerhalb derer die Anleger ihre Angebote zurückziehen können.
  • Eignungstests: Beurteilung der finanziellen Situation und der Erfahrung von Anlegern, die keine Spezialisten sind, um sicherzustellen, dass sie die damit verbundenen Risiken verstehen.

Um die mit dem Crowdfunding verbundenen Risiken zu mindern, werden folgende Massnahmen empfohlen:

  • Verbesserte AML-Systeme: Einführung solider Verfahren zur Bekämpfung von Geldwäsche und CDD.
  • Einhaltung rechtlicher und regulatorischer Vorschriften: Halten Sie die EU-Vorschriften und nationalen Gesetze ein, um eine ordnungsgemässe Aufsicht zu gewährleisten.
  • Mechanismen zum Schutz der Anleger: Festlegung klarer Leitlinien für Sorgfaltspflicht, Risikobewertung und Transparenz.
  • Sensibilisierung und Aufklärung: Aufklärung von Investoren und Plattformbetreibern über die mit Crowdfunding verbundenen Risiken und rechtlichen Verpflichtungen.
  • Technologie und Überwachung: Nutzen Sie fortschrittliche Technologie, um Transaktionen zu überwachen und verdächtige Aktivitäten zu erkennen.

Mehr zu diesem Thema finden Sie in Journal of Financial Crime, 25. Juli 2022 (Fabian Teichmann, Sonia Ruxandra Boticiu, Bruno S. Sergi) verfügbar unter https://www.emerald.com/insight/content/doi/10.1108/JFC-05-2022-0116/full/html.